Der Auto-Bild TÜV-Report 2016
Liebe macht blind: aber nur die Kunden und nicht die Prüfer. Die Italo-Knutschkugel bezaubert mit ihrem Retro-Charme.
Doch auch beim TÜV sieht sie öfter alt aus.
Das ist er
Auto des Jahres 2008 und aktuell immer noch einer der Fiat-Bestseller, den die US-Italiener in ihrer überschaubaren Modellpalette anzubieten haben. Seit Ende 2007 schwimmt der "Cinquecento" auf der Retro-Welle. Klar, der Antrieb sitzt jetzt vorn, und statt eines halben Liters Hubraum gibt's mindestens 875 cm³ im seit 2010 lieferbaren Zweizylinder. Im Gegensatz zum Vorbild dank Turbo bis zu 105 PS stark. Mit 1,2 Litern und 69 PS fing es vor acht Jahren an, nun sind gar 180 PS im Abarth drin. Anfang 2013 gab es übrigens ein erstes Facelift. Somit sieht der vor sieben Jahren von AUTO BILD direkt aus Italien geholte rote "Luigi" jetzt zwar etwas älter, aber noch nicht alt aus. Der 1,4 Liter mit 100 PS lief lange im harten Redaktionsalltag.
Das kann er
Mit Diesel, Benzin, Gas oder Elektronen kann er fahren. Wobei es den 2010 vorgestellten Erdgas-Fiat und den zwei Jahre später präsentierten E-500 bei uns nicht gibt. Mit knapp 3,55 Metern länge ideal für die Stadt, nur der Wendekreis ist zu groß. 11,7 Meter ist ein Wert für Kleinlaster. Technik-Bruder Panda braucht zwei Meter weniger. Leider entfaltet selbst der 100-PS-Motor seine Leistung aus dem Stand nur sehr verschlafen. Knappe Sitze und ein hoppeliges Fahrwerk bieten mäßigen Komfort. Weitere Minuspunkte sind die gefühllose Lenkung und die schmale Rückbank. Selbst Kinder in Kindersitzen lassen sich dort nur unter Mühen unterbringen.
Das macht Ärger
Wahrlich keine Sternstunde: AUTO BILD hielt "Luigi" zwar auch nach dem Dauertest über 100.000 Kilometer (Note 5+) noch die Treue, doch es wurde teuer: Motor und Lichtmaschine gingen kaputt, nach 207.000 km traf es das getriebe. Schließlich brachen die Türgriffe ab. Die Radlager sind öfter Austauschkandidaten. Außerdem ölt der 1.4, und vom 1.2 werden Kaltstartprobleme gemeldet. Und Kantenrost ist leider auch kein Fremdwort für den Italiener.
Fahrwerk
Schon beim ersten TÜV-Termin fällt der 500 wegen zu viel Spiel in den Achslagern häufiger durch. Die Lenkung ist unauffällig, doch Federn und Dämpfung machen bei der dritten HU Probleme. Rost an tragenden Teilen wurde bisher nicht festgestellt.
Licht
Es mangelt meist an der richtigen Einstellung. Die Scheinwerfer sind oft einfach nur nicht korrekt justiert. Sonst ist er in diesem Kapitel durchschnittlich oder gar besser.
Bremsen
Auch in dieser Disziplin errötet der 500 allzu früh. Hoher Bremsscheibenverschleiß bereits nach drei Jahren lässt den Fiat öfter bei der Prüfung versagen. Ab der zweiten HU werden zudem die Hydraulikleitungen und die Funktion der Bremse bemängelt.
Umwelt
Von wegen klein, mein Herz ist rein. 500 absolvieren die Abgasuntersuchung nicht immer fehlerfrei. Oft ist die Abgasanlage durchgerostet, oder die Lambdaregelung funktioniert nicht ordentlich. Ölverlust am Antrieb gehört bei allen kleinen Fiat offensichtlich dazu wie Milchschaum auf Cappuccino.
Fazit
Der Fiat 500 ist offensichtlich zu schön, um gut zu sein. Die Liste der Verfehlungen ist lang. Das fragile Fahrwerk hält dem harten Citybetrieb nur selten länger stand. Der Kurzstreckenverkehr killt auch schnell den Auspuff oder die Bremsen. Am schlimmsten aber ist der Ölverlust, der sich beim Italo-Schönling leider durch alle Baujahre zieht.