Ein Ragazzo mit Kulleraugen

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  • Der Fiat 500 ist italienischer als jeder Ferrari. Mehr Auto braucht kein Mensch


    Den Fiat 500 muss man einfach mögen. Mit seinen kreisrunden Scheinwerfern scheint er zu lächeln, immer gut gelaunt zu sein. Dieser Blick ist bezaubernd. Und eine wunderbare Abwechslung, denn Autos, die freundlich dreinschauen, sind eigentlich seit Jahren nicht mehr angesagt. Im Gegenteil, der böse Blick ist schick. Die Scheinwerfer der meisten Modelle – egal ob Klein- oder Sportwagen, egal welcher Hersteller – sind schmale, nach innen spitz zulaufende Schlitze, zwischen denen ein riesiger Kühlergrill prangt wie ein aufgerissenes Maul. Eine Furcht einflößende Frontpartie ist zum Symbol für sportliche Fahreigenschaften geworden.


    Solche Drohgebärden hat der Fiat 500 nicht nötig. Statt einer grotesken Fratze zeigt der Retro-Italiener ein Kindergesicht. Der kleine Ragazzo wird sowohl von Frauen als auch von Männern gern gefahren. Mit den Worten "Wow, der macht gute Laune! Mehr Auto braucht kein Mensch" wandert der Schlüssel des nur 69 PS starken Kleinwagens (Basispreis: 14.650 Euro) in der Redaktion von Kollege zu Kollegin.


    Der Fiat 500 war der Käfer der Italiener. 1957 zahlte man 2950 Mark für einen neuen Cinquecento mit 15 PS. Der Wagen war perfekt proportioniert für die engen Gassen, aber groß genug, die ganze Familie samt Sonnenschirm darin unterzubringen, um gemeinsam zum Strand zu fahren. "La Povera", die Arme, wurde die karge Serienausstattung im Volksmund genannt. Dass es anfangs noch nicht einmal seitliche Kurbelfenster gab, fand jedoch kaum einer tragisch. Denn der Wagen hatte etwas viel Besseres zu bieten: ein wunderbar langes Faltdach.


    An Retro-Autos haben sich einige Hersteller versucht: VW ist mit dem New Beetle gescheitert, BMW hat mit dem Mini ein sehr erfolgreiches Comeback hingelegt, doch keine Neuinterpretation ist stilistisch so gelungen wie die des 500. Seit Fiat den Cinquecento 2007 wiederbelebt hat, sind unsere Straßen bunter, schöner, lebensfroher geworden. Der Kleinwagen ist jedoch viel mehr als nur die Wiederauflage eines Klassikers; er ist italienischer als jeder Ferrari oder Lamborghini; er steht für Dolce Vita in einer besonders demokratischen Form und selbst bei schlechtem Wetter für sorglose Stunden unter blauem Himmel.


    Im Vergleich zum Original ist der aktuelle Fiat 500 gar nicht mehr so winzig. Gegenüber einer Länge unter drei Metern und einer Breite und Höhe von 1,30 Meter hat der kleine Italiener in der Neuauflage zugelegt. Rund 60 Zentimeter ragt nun das Heck über seinen Urahn hinaus. Dennoch wird der Wagen im Vergleich zu den vielen großen Limousinen und SUVs auf unseren Straßen weiterhin als klein wahrgenommen, aber vor allem als sympathisch. Weltweit mehr als 1,5 Millionen Stück wurden bislang vom neuen Fiat 500 verkauft. Einen Grund für Veränderungen oder gar einen Modellwechsel gab es daher nicht. Im vergangenen Jahr wurde der Retro-Italiener leicht überarbeitet: Die Tagfahrleuchten sind jetzt größer, die Rückleuchten (2) haben einen in Wagenfarbe lackierten Mittelteil (in unserem Fall ist das die wunderbare Farbe Lattementa, Minzmilch, 300 Euro Aufpreis), Nebelschlussleuchte und Rückfahrlicht sind in die Heckschürze gewandert. Das war's aber schon. Zum Glück!


    Auch im Inneren wurde kaum etwas verändert. Seit der Überarbeitung gibt es dort einen sieben Zoll großen Touchscreen (1) (250 Euro Aufpreis). Die Platzverhältnisse sind weiterhin für so ein kleines Auto überraschend gut – zumindest auf den beiden vorderen Sitzen. Bei der Rückbank merkt man jedoch deutlich, dass die Ansprüche an ein Auto seit den 50er-Jahren stark gestiegen sind. Der Fiat 500 war schon immer ein Viersitzer, doch während man früher die ganze Familie samt Gepäck reingequetscht hat, ist der kleine Italiener heute eher ein Zweisitzer, bei dem man den Fond als zusätzliche Ablagefläche (Kofferraum: winzige 185 Liter) nutzt. Selbst für Leute, die nicht besonders groß sind, ist die Rückbank zu schmal, die Decke zu niedrig und der Abstand zu den Vordersitzen zu gering. Das Dolce Vita des aktuellen Fiat 500 scheint auf Fahrer- und Beifahrersitz beschränkt zu sein.


    Beim Facelift des 500 mussten sich die Fiat-Designer zurückhalten, austoben konnten sie sich dennoch: Der Cinquecento wurde zu einer ganzen Modellfamilie ausgebaut. Neben dem Cabrio 500C gibt es ihn auch als 4,15 Meter langen Mini-Van 500L (allerdings auf Punto-Basis), als 500L Trekking sieht er zumindest wie ein Offroader aus, als 500L Living wächst er um weitere 20 Zentimeter und bietet Platz für bis zu sieben Passagiere. Jüngster Spross ist der 500X. Das SUV teilt sich jedoch nur die Kulleraugen-Optik mit dem kultigen Kleinwagen. Unter dem Blech steckt die Technik des Jeep Renegade. Aber da Jeep zum Fiat-Chrysler-Konzern gehört, bleibt es zumindest in der Familie.


    Die aufgebockten, aufgepumpten und in die Länge gezogenen 500er-Produkte besitzen jedoch nicht den Stil oder den Charme des Kleinwagens. Der braucht weder viel Masse noch viel PS unter der Haube, um Eindruck zu hinterlassen. 70 Prozent der weltweiten Käufer entscheiden sich sogar für den kleinsten Motor, den unermüdlich arbeitenden 1,2 Liter mit 69 PS. In der Stadt ist man damit perfekt ausgerüstet, und sogar auf der Autobahn beschleunigt der sympathische Kleine damit ohne Gejaule auf Tempo 160.


    Freude bereitet an diesem Auto das Simple: Die Schaltung ist exakt, ebenso das Kurvenverhalten. Es gibt nicht übertrieben viele Schalter und Knöpfe in dem stilvollen Cockpit. Das macht die Bedienung einfach. Dieser Wagen lässt sich völlig intuitiv bedienen – sieht man mal vom Fensterheber ab, der nicht in der Tür, sondern neben dem Schaltknauf angebracht ist.


    Im Fiat 500 muss man sich nicht vorkommen, als könnte man sich nichts Besseres als einen Kleinwagen leisten. Man strahlt vielmehr aus, dass man nichts Größeres nötig hat als dieses wunderbare, fröhliche und neidfreie Auto.
    (welt.de)

    Pessimisten stehen im Regen, Optimisten duschen unter den Wolken.

    Mein 500X: 500X OFF ROAD 1.6 E-torq, Panda Lounge 1,2 8V

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